2. FASTENSONNTAG

 

Bei seiner Taufe wird Jesus sich dessen bewusst, wie Gott zu ihm steht und welche seine Lebensaufgabe ist: „Du bist mein geliebter Sohn“, d.h. in dir will ich wirksam sein, mich bekannt machen. Du sollst in meinem Namen auftreten, den Menschen sagen, wer ich, Gott, für sie sein will. In einer sehr bildreichen Szene auf einem Berg - der Berg ist in der Bibel oft der Ort der Gottesbegegnung - in einer Art von Vision wird all dies nun drei Freunden von Jesus mitgeteilt. Sie erfahren, wer Jesus wirklich ist, wie seine Beziehung zu Gott ist und sie sind überwältigt.

· Jesus geht mit denselben drei Jüngern, die er auch am Abend vor seinem Tod, in Getsemani mitnimmt, „auf den Berg", um zu beten (Ähnlich hat es auch Mose gemacht).

· Dass sich Jesu Angesicht verändert, erinnert auch an Mose: Die Begegnung mit JHWH ließ seine Haut erstrahlen, etwas von Gott leuchtete in ihm auf.

· Von den drei Jüngern wird gesagt, dass sie eingeschlafen sind - ähnlich wie in Gethsemane - und nach ihrem Aufwachen sehen sie Jesus in strahlendem Licht, zusammen mit Mose und Elija, den zwei wichtigsten Persönlichkeiten des AT: Mose als Vertreter des Gesetzes, Elija als Vertreter der Propheten. Durch diese zwei größten alttestamentlichen Zeugen wird Jesus bestätigt.

· Petrus will diese überwältigende Erfahrung durch den Bau von drei Hütten festhalten.

· Eine Wolke - Symbol für Gott - überschattet sie. Aus ihr ruft eine Stimme : „Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören"- so wie bei seiner Taufe. Mit diesem Höhepunkt bricht die Schilderung des Geschehens ab.

Der Evangelist Lukas will mit dieser Szene sagen, dass einzelne Jünger von Jesus schon während seines öffentlichen Lebens seine Bedeutung irgendwie gespürt haben. Sie verstanden dies aber vor Ostern noch nicht und erzählten niemandem davon. Erst zu Ostern gehen ihnen dann wirklich die Augen auf. Dann erkennen sie das wahre Geheimnis der Person Jesu. Es war für sie eine Sternenstunde, ein „Gipfelerlebnis“. Diese Erfahrung haben sie wohl ein Leben lang nicht mehr vergessen. Solche Erlebnisse prägen sich tief in das Leben ein.

„Auf ihn sollt ihr hören!“ - „Der Glaube kommt vom Hören“, hat auch der Apostel Paulus gesagt. Aber das „Hören“ ist so eine Sache!

- Während ich meine Arbeit mache, höre ich Musik, so nebenbei. Die Musik spielt nur im Hintergrund eine Rolle.

- Ein Arbeitskollege erzählt mir von seinem Urlaub. Ich höre ihm zu, mehr oder weniger interessiert. Aber dann kehre ich in meine Welt zurück und vergesse, was ich gehört habe.

- Einer will mir einen weisen Rat geben. Ich höre zu. Ich nehme es zur Kenntnis, aber dann tue ich wieder, was ich immer tue.

Wir hören auf viele Menschen, aber dieses Hören hat nicht unbedingt eine Wirkung, bewirkt nichts in mir.

„Auf Jesus sollt ihr hören“! - Hier ist eine andere Art von Hören gemeint. Ich soll wirklich hinhören, auf das, was Jesus sagt, nicht nur nebenbei, nicht nur „zur Kenntnis nehmen“.

Jeden Sonntag hören wir die Worte der Bibel, die Worte Jesu. Hören wir sie wirklich? Hören wir nicht nur mit dem Verstand, versuchen wir nicht nur zu verstehen, sondern öffnen wir uns innerlich so, dass diese Worte uns auch gefühlsmäßig betroffen machen, unser Herz erreichen, so dass das, was Jesus da sagt, in mir etwas bewirken kann, mich zum Handeln bewegt, unter Umständen bestimmte Gewohnheiten, meine Lebensweise, verändert? Dann höre ich auf Jesus.

Aber das tue ich nur, wenn ich mit einer inneren Einstellung auf ihn höre: Er hat mir etwas für mein Leben Wichtiges zu sagen. Er zeigt mir den Weg zu Gott, sagt mir die Wahrheit über Gott. Wirklich auf Jesus hören hat Konsequenzen für mein Leben.

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